Icon Jesus Christ Blessing the Bread and Fish. Feeding the 5000. Von Philip Davydov (www.sacredmurals.com)
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Lukas
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Johannes
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Impulse
Beginnend kann festgestellt werden, dass der Bericht über die Speisung der 5.000 in allen vier Evangelien geschildert wird. Dies deutet darauf hin, dass es sich um ein sehr wichtiges Wunder handelte, da alle Evangelisten davon berichten. Wir erlauben uns, folgende Interpretationen zu verfassen:

Es wurde im Evangelium niedergeschrieben, dass Jesus auf der Suche nach einem einsamen und abgelegenen Ort war (Mt 14:13; Mk 6:31; Lk 9:10). An diesem Ort wollte er mit seinen Jüngern Zeit verbringen. Dieser Wunsch konnte aus unterschiedlichen Motivationen erfolgen. Im Johannes-Evangelium finden wir Hinweise darauf, dass Jesus kurz davor vom Tod des «Johannes dem Täufer“ erfahren hatte. Ebenfalls berichtet die Bibel in diesem Kontext, dass die ausgesendeten 12 Jünger davor zu Jesus zurückkehrten (Mt 10:5; Mk 6:7; Lk 9:1-6). Einer dieser Jünger könnte diese Meldung zusammen mit einem Jünger von Johannes zu Jesus gebracht haben (Mt 14:12). Es ist anzunehmen, dass Jesus aufgrund dieses Ereignisses in Trauer war. Unabhängig davon ob Jesus in Trauer war, oder ob er nur etwas Zeit mit seinen Freunden verbringen wollte, erkannte er die Not der Menschenmenge (Mt 15:14; Mk 6:34). Selbstlos wie er war, nahm er sich den wartenden Menschen an, obwohl er offensichtlich andere Pläne für diesen Tag hatte. Er predigte den Menschen zuerst vom Reich Gottes, heilte sie und als er erkannte, dass die Leute hungrig waren, vollbrachte er das Wunder von der Brot- und Fischvermehrung. Erst nachdem Jesus alle Menschen satt gemacht hatte, zog er sich alleine auf einen Berg zum Gebet zurück (Mk 6:46).
Dies kann für uns bedeuten, dass auch sofern wir unsere eigenen Pläne haben, aber erkennen, dass wir gebraucht werden, wir unsere eigenen Pläne für einen Moment zurückstecken und zuerst helfen. Beispielsweise wenn wir auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty sind, und es kommt jemand und braucht unsere Hilfe. Vielleicht sind es sogar die eigenen Eltern, unsere Kinder, die Nachbarn oder sogar Fremde. Sollten wir uns dann nicht, ohne zu zögern, die nötige Zeit nehmen, um ihnen zuzuhören und nötigenfalls beizustehen, so wie wir es uns wünschen würden, dass uns jemand in der gleichen Situation beistehen würde? Dies ist das was Jesus getan hatte. Er hatte Mitleid mit den Menschen und stand Ihnen bei. Im Anschluss können wir immer noch unseren Zielen nachgehen und eine Geburtstagsparty feiern, nachdem wir geholfen haben. Dies zeigt uns Jesus beispielhaft durch seine Handlungen.
Solidarität als ein Teil gelebter Gerechtigkeit

Nachdem Jesus das Brot und den Fisch vermehrte, gab er diese an seine Jünger weiter. Sie verteilten die Lebensmittel an die Menschen, welche sich gruppenweise ins Gras gesetzt hatten (Mk 6:39-40). Die Apostel trugen den Fisch und das Brot zu den einzelnen Gruppen (Mk 6:41). Innerhalb dieser Gruppen lag es in der Verantwortung der Gruppe selber, die Lebensmittel gerecht zu verteilen. Jesus hat nicht jedem einzelnen Zuhörer das Brot und den Fisch persönlich übergeben, sondern überliess es den Menschen selber, diese gerecht zu verteilen. Ähnlich verhält es sich mit unserem Planeten. Gott hat die Schöpfung zu unser aller Wohle gemacht. Die Schöpfung ist voller Reichtum. Es gibt für alle Menschen genügend Lebensmittel und eine ausreichende Lebensgrundlage. Es ist aber die Aufgabe der Gesellschaft als solches, durch von Gott empfangene Reichtümer Menschen in Not zu unterstützen und auf die Schwächsten Rücksicht zu nehmen. Die Apostel, die das Brot und den Fisch verteilten, haben dies im Sinne des Herrn getan und nicht für sich selber einen Brot- und Fischvorrat angelegt. Die Menschheit muss sich als eine Gemeinschaft verstehen. Eine Gemeinschaft, welche von Gott ausreichend durch seine Schöpfung versorgt wird. Diese Schilderung zeigt auf, dass die heutige Gesellschaft in der Pflicht steht, für eine gerechtere Feinverteilung zu sorgen.
Jesus hatte nach Gottes Vorbild die Menschen als Gemeinschaft versorgt. Bezeichnend ist dabei folgender Umstand: Es gab einen kleinen Jungen. Dieser Junge hatte in seinem Korb fünf Brote und zwei Fische (Joh 6:9). Dies bedeutet, dass dieser Junge von seinen Eltern oder Grosseltern reichlich und sogar übermässig versorgt wurde, da er sicherlich nicht in der Lage war, so viel Brot und Fisch alleine zu verzehren. Dies hat für uns insofern eine Bedeutung, da die Spende des Jungen die Basis für die Brot- und Fischvermehrung darstellte. Wir lernen daraus, dass, sofern ein Reichtum im Überfluss vorhanden ist, dies ein Segen für die Gemeinschaft darstellen kann. Voraussetzung ist, dass dieser Reichtum in die Gemeinschaft eingebracht wird. Jesus vermehrte eine Gabe von jemandem, der objektiv betrachtet, mehr als genug an Verpflegung für sich selbst hatte. Da wir selber nicht in der Lage sind, Brot und Fisch zu vermehren, sollten wir uns an seinem Beispiel der Solidarität orientieren. Der Junge hat mit Sicherheit keinen Hunger durch seine Grosszügigkeit erlitten. Als er wieder nach Hause kam, waren sicherlich ausreichend Lebensmittel vorhanden. So stellt es sich auch für die Menschen in der heutigen Zeit dar. Wer Solidarität zeigt, wird dadurch nicht in der Armut verelenden. Es ist ein Systemfehler, dass gewisse Leute über ein Milliardenvermögen verfügen und andere nicht ausreichend Mittel für ihr tägliches Brot besitzen. Menschen, die durch ein geschenktes Talent oder durch eine erhaltene Erbschaft gesegnet wurden, sollten sich gegenüber den Schwächsten solidarisch verhalten und das erhaltene Brot weitergeben und so in die Nachfolge der Apostel oder des oben erwähnten Jungen eintreten. Erinnern wir uns auch an das Gleichnis über die anvertrauten Pfunden (Mt 25:14 – 25,30; Lk 19:11–27)
Ehrfurcht vor der Schöpfung

Nachdem alle reichlich gegessen hatten, ist sogar noch Fisch und Brot übriggeblieben. Diese Überreste wurden in 12 Körben zusammengesammelt (Mt 14:20; Mk 6:43; Lk 9:17; Joh 6:13). Dies bedeutet, dass Essen im Überfluss vorhanden war und trotzdem von einer Verschwendung abgesehen wurde. Was übriggeblieben ist, wurde für einen späteren Verzehr aufgehoben. Es gab keinen Abfall und kein Littering. Der Boden war nach der Veranstaltung wieder sauber. Wir dürfen uns die Situation folgendermassen vorstellen: Nach der Speisung der 5.000, es war eine Menschenmenge vergleichbar mit einem grossen Konzert oder einem Volksfest, war der Boden aufgeräumt und sauber. Dies ist auch für uns wegweisend. Wir sollten unser Verhalten ändern. Einerseits sollten wir nicht unbedacht Dinge auf den Boden werfen. Andererseits sollen wir sorgsam mit den Ressourcen, bzw. den Lebensmitteln umgehen. Es sollte keine Verschwendung stattfinden. Wir können aus diesem Wunder lernen, dass wir aufgeräumt unsere Plätze verlassen und sorgsam mit der Schöpfung umgehen, welche uns Gott anvertraut hat.
Jesus das wahre Brot

Die Eindrücke nach der Speisung der 5.000 beschäftigten die Menschen. Am nächsten Tag kamen die Leute aus Tiberias und suchten Jesus wieder auf (Joh 6:22). Sie wollten von diesem Brot, welches sie satt gemacht hatte, mehr bekommen. In diesem Zusammenhang erklärte ihnen Jesus, dass es nicht das Brot war, das sie satt gemacht hatte. Jesus versuchte ihnen zu erklären, dass er das Brot des Lebens ist (Joh 6:26-36), welches die Menschen wirklich satt machen kann.
Wie können wir diese Aussage verstehen?
Aus dem biblischen Kontext ist zu entnehmen, dass Jesus beim Anblick der grossen Menschenmenge am Tag zuvor nicht als erstes daran dachte, die Leute zu verpflegen, sondern er predigte ihnen das Wort Gottes, wie er es immer getan hatte. Er verbreitete die gute Nachricht unter den Menschen. Durch die Verkündigung des Evangeliums erfüllte er die Menschen mit geistlicher Nahrung. Das Wort Gottes hat die Menschen satt gemacht. Jesus sagte von sich selbst: «Ich bin das Brot des Lebens» (Joh 6:36). Wie wir aus dem Prolog des Johannesevangeliums entnehmen können, ist Jesus das Wort Gottes (Joh 1:1). Dieses Wort machte die Menschen satt. Neben dem Wort war es aber auch die Gemeinschaft. Die Menschen speisten zusammen, lauschten den Worten von Jesus und fühlten sich miteinander verbunden. Das Wort und die Gemeinschaft machten die Menschen satt. Die Leute aus Tiberias suchten diese innere Befriedigung erneut. Es war nicht das Brot. Brot hatte es sicherlich genug in Tiberias. Als sie aber die Wahrheit durch Jesus erfuhren, lehnten sie diese leider ab. Sie dachten, dass das Heil und die Befriedigung in irdischen materiellen Dingen wie speziellen Nahrungsmitteln liegen müssen und nicht in der spirituellen Gemeinschaft mit unserem Herrn. Auch heute sind viele Menschen der Meinung, dass sie durch Reichtum und Macht glücklich und satt werden. Dies ist aber ein verhängnisvoller Trugschluss. Unbeschwert glücklich kann der Mensch nur in der Gemeinschaft mit Gott sein.
Ernährung und Genügsamkeit

Jesus ist unser Messias. Wie wir aus der heiligen Schrift entnehmen können, war für ihn nichts unmöglich. Er konnte Speisen vermehren, Wasser in Wein verwandeln (Joh 2:1-11), Kranke heilen (vgl. Mt 15:29), Dämonen austreiben (vgl. Lk 8:26) und Stürme beruhigen (Mt 8:18,23-27; Mk 4:35-41; Lk 8:22). Als Krönung seiner Wunder kann die Erweckung des Lazarus von den Toten angesehen werden (Joh 11:1-44). An dieser Stelle sei der Gedanke erlaubt, weshalb er bei der Speisung der 5.000 die Leute «nur» mit Brot und Fisch versorgte. Er hätte ohne weiteres auch galiläische Spezialitäten, Huhn, Früchte, sowie Wein und Honig erschaffen können. Doch er tat dies nicht. An diesem Tag fand kein üppiges Festmahl statt. Es war eine bescheidende Mahlzeit aus Brot und Fisch.
Könnte dies nicht auch ein Hinweis für uns sein, dass unsere Ernährung auch einmal schlichter ausfallen kann? Wir können uns nur schwerlich vorstellen, dass man sich mit Brot und Fisch überessen kann. Von diesem Mahl kann man kaum übergewichtig werden. Es löst auch keinen erhöhten Cholesterinwert aus oder verursacht Bluthochdruck. Dieses Wunder fand in der Nähe von Bethsaida, am See von Genezareth, statt. Die beiden Fische des Jungen stammten mit grosser Sicherheit aus diesem See.
Die Speisung der 5.000 fand mit einfachen und regionalen Lebensmitteln statt. Könnte dies auch ein Vorbild für unsere eigene Ernährung sein?